Alexander von Bronewski ist entgegen etwaiger Assoziationen mit seinem Namen kein Adliger. Aber ein Mann mit einer faszinierenden Geschichte, die zeigt, wie echte Leidenschaft so ein ganz normales Leben gehörig auf den Kopf stellen kann.
Von Bronewski war bis vor einigen Jahren IT-Mitarbeiter in einem traditionellen Kunstauktionshaus. Ein Job, in dem er sich auskannte, aber nicht aufgefüllt wurde. Was also tun? Erst einmal eine Auszeit nehmen, so ein Sabbatjahr liegt ja auch total im Trend. Gesagt, getan. Das Problem war nur: Nach seiner Pause von der IT und dem Angestelltenleben hatte von Bronewski irgendwie immer noch so keine richtige Idee, wohin er mit sich sollte.
Eat, pray, love oder doch wieder IT?
Ein etwas ratloser von Bronewski war nach seinem Sabbatjahr also erst einmal genau so schlau wie vorher. Dumm nur, dass man eben irgendwie Geld verdienen muss. Was also tun? War die IT vielleicht doch gar nicht so schlecht? Von Bronewski begab sich also erst einmal zurück in seine gewohnte Komfortzone. Um dann festzustellen, dass der IT-Job wirklich gar nicht so schlecht war. Er war schlechter. Ein Freund von ihm bot an, ihn in die hohe Kunst des Bootbaus einzuführen. Vielleicht lag ja im echten Handwerk seine Berufung. Eine Entscheidung, die letztendlich die Weichen für eine unglaubliche Karriere stellte.
Ja zum Handwerk, nein zum Boot
Alexander von Bronewski entdeckte durch sein Bootsbauer-Praktikum seine Leidenschaft für das Handwerk. Nur leider nicht die für Boote. Er stellte schnell fest, dass es vermutlich noch Jahrzehnte dauern würde, bis er ein halbwegs guter Bootsbauer wäre und dafür weder die Geduld, noch die Lust mitbrachte. Er wandte sich dem Leder zu und begann, daraus iPhone Hüllen, Gürtel und andere kleine Accessoires zu fertigen. Bald darauf rissen ihm Freunde und Bekannte seine Produkte aus der Hand. Nur von Bronewski war immer noch nicht so richtig glücklich. Er verarbeitete allerfeinstes Leder, nähte alles von Hand, nachdem er feststellte, dass eine Nähmaschine mit seiner Fingerfertigkeit und Technik nicht mithalten konnte, nur um iPhone und iPad Hüllen zu schaffen, die nach spätestens drei Jahren in der Schublade verschwanden, weil sie zu klein oder groß für das neueste Modell waren.
Keine Kompromisse
Theoretisch hätte es von Bronewski egal sein können, dass seine Produkte eine Halbwertszeit hatten. Schließlich war er erfolgreich. Aber seinem Anspruch an sich und seine Arbeit versetzte dieser Aspekt einen fiesen Stich. Vor allem, weil Leder bekanntermaßen erst nach ungefähr drei Jahren eine echte Patina entwickelt und damit jedes Produkt so einzigartig macht. Zum Glück ließ sich dieses Problem schnell lösen. Goodbye zu den Hüllen für mobile Endgeräte, Hallo zu Handtaschen, Shoppern und Etuis. Und damit ist Alexander von Bronewski heute erfolgreicher, als er es sich je hätte träumen lassen. So erfolgreich, dass er regelmäßig ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn im November Bestellungen für Weihnachtsgeschenke eingehen und er nicht weiß, ob er es bis dahin schafft. Trotz des hohen Auftragsvolumens hat er bis heute keine Angestellten. Er ist Chef, aber nur sein eigener. Und eins steht jetzt wirklich fest: Zurück in die IT wird es für ihn nicht gehen.