Die Chinesen sind ja durchaus ein findiges Völkchen. Sie haben das Papier, das Schwarzpulver und die Nudeln erfunden. Zugegeben, das ist schon ein Weilchen her.
Deswegen stellen wir heute den neuesten Streich der Asiaten vor, der zwar nicht ganz in einer Liga mit den eben genannten Innovationen spielt, aber definitiv am Puls der Zeit ist: Eine Wandfarbe, die je nach Stimmung oder Geschmack via Smartphone gewechselt werden kann.
Nicht nur bei Accessoires, Tattoos oder Spielzeug gibt es Trends, die die Halbwertszeit einer kurzen Lebensphase haben – selbiges gilt auch für Wandfarben. Waren in den 90er Jahren Töne wie Kanariengelb oder ein sonniges Orange im Trend, streicht die Generation Y ihre Wände am liebsten in Taupe (um das ein für alle mal klar zustellen: Es handelt es um ein französisches Wort und wird daher [toːp] ausgesprochen und nicht so wie das bekannte Federvieh aus Innenstädten nur mit anderem Konsonant). Aber wie dem auch sei: Auch die schönste Trendfarbe muss nicht zwangsläufig zur aktuellen Gemütslage passen. Und genau da setzen die pfiffigen Chinesen an.
Das Chamäleon unter den Wandfarben
Und noch etwas hat die Wissenschaftler des Shenzhen Institute of Advanced Technology zu der Idee der „Chamäleon Wandfarbe“ inspiriert: Farben wirken sich auf unsere Stimmung aus und können diese in beide Richtungen beeinflussen. Für die Industrie schon lange kein Geheimnis mehr. McDonalds gab einst an, seine Restaurants absichtlich farblich so zu gestalten, dass sich kein Gast wirklich wohl fühlt. Und wer sich nicht wohl fühlt, bleibt nicht lange an diesem Ort und macht seinen Platz schnell wieder für den Nächsten frei. So viel also zur Gastfreundschaft des Fastfood Riesens. Andere Einrichtungen arbeiten hingegen genau anders: In Wellnesstempeln oder beim Luxus-Friseur werden genau die Farben eingesetzt, die uns entspannen und wohl fühlen lassen. Aber zurück zu den Chinesen: Mit der neuen Wandfarbe soll nun jeder die Möglichkeit bekommen, seine eigenen vier Wände (im wahrsten Sinne des Wortes) immer seiner aktuellen Stimmung anzupassen oder eben umgekehrt dafür zu sorgen, dass aus dem „Blue Day“ doch noch ein „Sunny“-Exemplar wird.
Goodbye Alpina Weiß
Damit die Wandfarbe beispielsweise jederzeit von Knallrot zu einem sanften Blau gewechselt werden kann, braucht es winzig kleine Nano-Kügelchen, die auf Temperatur oder Elektro-Impulse reagieren. Diese Teilchen können ferngesteuert werden (künftig sogar via Smartphone!) und sich entweder ausdehnen oder eben zusammenziehen. Von unserem menschlichen Auge werden diese strukturellen Modifikationen der Kügelchen dann als unterschiedliche Farben wahrgenommen. Kleiner (Farb-)Dämpfer zum Schluss: Marktreif ist die Chamäleon-Wandfarbe noch nicht. Die Chinesen tüfteln noch. Aber auch das werden sie wohl hinbekommen. Und dann ist endlich Schluss mit dem elenden Alpina Weiß, das man nur im Obi-Sonderangebot kauft, weil einen die 90er gelehrt haben, dass man sich an einer bunte Farbe irgendwann satt sieht.