Japanlack – ein Element, das höchstes Können, Geduld und Präzision verlangt. Ein Meister im Umgang mit diesem besonderen Harz ist Manfred Schmid. Er fertigt daraus Gefäße, Schalen und Dosen. Die beeindruckenden Objekte strahlen Stil, Perfektion, Glanz und Ruhe aus. Sie sind puristisch und erzählen doch jedes für sich eine eigene Geschichte.
In seinem Atelier „Urushi“ in Bremen widmet er sich mit Leidenschaft und Akribie seinen aufwendigen Arbeiten. Die Fertigung seiner Objekte verlangt vor allem viel Zeit, Ruhe und Genauigkeit. Bis zu einem Jahr dauert die Arbeit an manchen Stücken. Das besondere an Schmids Objekten erschließt sich aus der Geschichte des Japanlacks: Der japanische Lackbaum und das aus ihm gewonnene Harz sind in Europa wenig verbreitet. Im asiatischen Raum ist diese Kunst ein uraltes und hoch geschätztes Handwerk. Wer es dort über Jahre zu Vollkommenheit gebracht hat, wird von seinen Lehrern zum Meister ernannt.
Lackbäume wachsen 15 Jahre bis sie bereit sind für eine Zapfung. Die ergibt Lack für eine mittelgroße Schale. Danach wird der Baum abgesägt und muss neu treiben.
Das gewonnene Harz ist ein Naturprodukt. Keine chemischen Zusätze sind nötig, um ihn zum Glänzen zu bringen. Die Dauer der Lagerung entscheidet über bestimmte Eigenschaften. Transparentlack benötigt beispielsweise sieben Jahre bis zur „Reife“. Dieser Lack wird also mit der Zeit immer besser und härter, je länger er an der Luft ist. Er ist nie spröde oder porös. Die Eigenschaft verleiht den Unikaten von Manfred Schmid einen besonderen Reiz und Wert. Es sind die Erbstücke von Morgen.
Einmalig ist auch das Verfahren des Lackierens: Auf die Holzformen werden bis zu dreißig Schichten aufgetragen. Jede Schicht muss trocknen, bis die nächste darüber kommt. Dabei reagiert jede Marge anders. Erfahrung, Gespür und Intuition entscheiden über den Erfolg der Veredelung. Denn nichts geht immer gleich. Am Ende entstehen dann schwarze, hoch glänzende, glatte und spiegelnde Flächen als Zeichen einer makellosen Handwerkskunst.
Frank Müller