Sind wir einmal ehrlich: Wohl kein Design-Liebhaber, der die Begriffe „Perser- und Orient-Teppiche“ hört, bekommt gleich Herzrasen und Schnappatmung. Im Gegenteil: Kitschig, verstaubt und Oma-Look sind wohl die ersten Assoziationen.
Wer allerdings einmal die Werke von Jan Kath gesehen hat, wird seine Meinung schneller ändern, als der „Teppich knüpfen“ sagen kann.
Jan Kath ist, wie der Name schon vermuten lässt, kein Sohn des Morgen- oder Abendlandes. Genauer gesagt eher das komplette Gegenteil. Der Designer, der das Thema Orientteppiche revolutionierte, stammt aus dem Ruhrpott. Doch bis zum Gewinn zahlreicher Design-Preise und Kundenlisten, auf denen Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers stehen, war es auch für ihn ein langer Weg.
Vom Weltenbummler zum Retter des Orientteppichs
Entgegen der Ratschläge seiner Eltern, die bereits jahrelang als Orientteppich-Händler im Geschäft waren, machte sich der junge Jan Kath einst auf, die Welt zu bereisen. Mehr als ein Jahr lang tingelte er nur mit einem Rucksack von Land zu Land, als er in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, einen Geschäftsfreund seiner Eltern traf. Dieser bot ihm gleich einen Job an, den der junge Kath annahm. Der Rest ist quasi Geschichte. Mit nur 21 Jahren beginnt er seine Tätigkeit als Qualitätskontrolleur und Experte für Tibetteppiche, bevor er 1996 seine erste eigene Teppichknüpferei übernahm. Von da an gibt es kein Halten mehr für den ehrgeizigen Unternehmer. Um die Zukunft seiner 600 Angestellten zu sichern, wird er mehr oder weniger aus der Not heraus selbst zum Chef-Designer. Und obwohl Kath bis heute keine gestalterische Ausbildung genossen hat, ist er nach wie vor Ideen-Lieferant Nummer eins.
300.000 Knoten für einen Quadratmeter
Was Jan Kath und sein Team heute an den Mann und die Frau bringen, ist echte Handwerkskunst auf allerhöchstem Niveau. Für einen sieben Quadratmeter großen Teppich benötigt ein Knüpfer ungefähr drei Monate. Jeder dieser sieben Quadratmeter besteht im Schnitt aus ca. 300.000 Knoten – nur ein Grund, warum die Jan Kath Teppiche natürlich ihren Preis haben. Dafür erwartet den Käufer aber auch eine einzigartige Qualität, die in dieser Form woanders wohl nur schwer zu finden ist. Und was das Design angeht, läuft der zweifache Familienvater so oder so außer Konkurrenz. In der Szene ist man sich jedenfalls einig: Jan Kath ist der Retter des Orientteppichs.