Die Zeit ist aktuell eines der Trendthemen der Philosophie. Aber was ist Zeit eigentlich? Was bedeutet Zeit? Und wie viel ist sie überhaupt wert? Mit Florian Schlumpf stellen wir euch heute einen Menschen vor, der gut und gerne als der wohl philosophischste Maschinenbauer überhaupt bezeichnet werden kann und eine ganz eigene Methode entwickelt hat, den Wert von Zeit zu bemessen.
Florian Schlumpf baut Zeitmaschinen. Zeitmaschinen? Ja. Allerdings nicht solche, die mittels Plutonium und einem DeLorean funktionieren. Statt Marty McFly ist sein Vorbild eher Michael Endes „Momo“, aber dazu später – wir haben ja Zeit.
Wenn aus kleinen Tüftlern große Erfinder werden
Wie so häufig beginnt auch diese Geschichte bereits in der frühen Kindheit. Florian Schlumpf war als Kind schon fasziniert von Uhren. Besonders angetan hatten es ihm große Pendel- und Wanduhren, die er stundenlang betrachten konnte. Dennoch sollte seine berufliche Laufbahn an anderer Stelle beginnen. Als Erstausbildung absolvierte er die Bildhauerfachklasse der Kunstgewerbeschule in Luzern. Nach Reisejahren in Südamerika mit einem selbstgebauten Motorrad, folgte schließlich ein Maschinenbaustudium. Aus diversen Eigenentwicklungen wie einer Fahrradschaltung wurde eine erfolgreiche Palette an Produkten, die seinen kleinen Betrieb schnell wachsen ließen. Auch die Weiterentwicklung der so genannten „Hydraulischen Widder“, einer selbsttätigen Wasserpumpe, die ohne Fremdenergie Wasser um Hunderte von Metern höher zu pumpen vermochte (1885 von seinem Urgroßvater erstmals hergestellt), war Teil dieses kreativen Entwicklungsprozesses. Als sich aber 2011 die Gelegenheit bot, die erfolgreiche Fahrradgetriebsparte zu verkaufen, griff Florian Schlumpf zu. Nun gewann er vor allem Zeit und hatte die Mittel zur Verfügung, um ein gänzlich neues Produkt zu entwickeln: Seine Zeitmaschinen. Was einst in kindlicher Faszination zum Staunen verleitete, wurde nun ein neuer Geschäftszweig.
Zeitempfinden vs. Realität
Florian Schlumpf beschloss, eine Maschine zu bauen, deren einziger Zweck es sei, einem Raum eine angenehme Ambiance, eine harmonische Stimmung zu geben. Erzielt durch den Wohlklang des Uhren-Tick-Tacks wie auch durch die beruhigende Schwingung eines langen Pendels. Zum Konzept gehörte auch, dass diese Maschinen die Zeit nicht messen sollten, da seiner Meinung nach Zeitangaben in Minuten und Stunden hauptverantwortlich für den ständigen Stress und die allgegenwärtige Zeitnot sind. Der ständige Blick auf die Armbanduhr setzt laut Schlumpf die Menschen nur unter Druck – und sowieso ist und bleibt die Zeit ja etwas sehr Subjektives.
Beispiel gefällig? Fünf Minuten vor einer roten Ampel stehen sind eine Ewigkeit. In fünf Minuten eine schöne Episode aus seinem Leben nochmals zu erleben hingegen wäre eine unfassbar kurze Zeit – und beide Male sollen dies 300 Sekunden gewesen sein??
Florian Schlumpf beschloss also, eine Uhr – besser gesagt eine Zeitmaschine – zu entwickeln, die eine ganz andere Absicht verfolgte, als die Zeit anzuzeigen.
Uhren ohne Zeiger und Ziffernblatt – die Florian Schlumpf Zeitmaschinen
Ja, ihr habt die Überschrift richtig gelesen. Florian Schlumpf begann, Uhren bzw. Zeitmaschinen zu bauen, die weder Zeiger noch Ziffernblatt besitzen. Dahinter steckt bis heute folgende Intention: Der Betrachter seiner Zeitmaschinen soll die Zeit genießen können; so lange er dies will, davor sitzen und sich von der Kinetik der großen Zahnräder wie auch der Pendelschwingung beruhigen und in eine entspannte Stimmung setzen lassen – ohne dass nachher zwei Zeiger stumm mahnen: „Du hast schon wieder eine Stunde lang nichts Gescheites getan“. Man darf also die Zeit auch einfach mal vergessen.
Zwar gibt es heute aus der Schmiede von Florian Schlumpf auch Zeitmaschinen mit Zeigern, aber die magnetische Befestigung macht es einem leicht, in die Zeitlosigkeit zu switchen, wann immer man es möchte.
Ähnlich wie die kleine Momo aus dem Bestseller von Michael Ende, erinnert auch Florian Schlumpf mit seiner Kunst die Menschen in einer hektischen Welt an den wahren Wert und die Bedeutung der Zeit. Zeit also, sich Zeit für die Zeit zu nehmen.